Trotz Rekordgewinnen weniger Bonus: Warum NeoPle und Hancoms IT-Gewerkschaften in Korea jetzt streiken

IT-Streikwelle in Korea: Was steckt hinter der plötzlichen Eskalation?
Wusstet ihr, dass Koreas IT-Branche aktuell von einer nie dagewesenen Streikwelle erfasst wird? Im Juni 2025 kündigten die Gewerkschaften von NeoPle (Nexon-Tochter) und Hancom massive Arbeitsniederlegungen an. NeoPle startet erstmals einen dreitägigen Vollstreik, Hancoms Tarifverhandlungen sind gescheitert. Auch bei Kakao und Coupang brodelt es, neue Gewerkschaften entstehen. Der Auslöser? Trotz Rekordumsätzen werden Boni gekürzt und Löhne stagnieren – das sorgt für Frust und Proteste in der gesamten Branche.
NeoPle: Rekordumsatz, gekürzte Boni und der erste Vollstreik

2024 erzielte NeoPle mit über 1,37 Billionen Won Umsatz dank des Erfolgs von Dungeon & Fighter Mobile in China das beste Ergebnis der Firmengeschichte. Doch die Entwickler erhielten nur zwei Drittel des angekündigten Bonus – ohne vorherige Absprache. Die Gewerkschaft fordert nun 4% des operativen Gewinns (ca. 39,3 Milliarden Won) als Gewinnbeteiligung. Nach gescheiterten Verhandlungen folgt nun der erste Vollstreik, begleitet von der Weigerung, Überstunden zu leisten.
In Foren wie DC Inside und FM Korea sind die Reaktionen gemischt: Viele unterstützen den Kampf um faire Entlohnung, andere halten die Forderungen angesichts hoher IT-Gehälter für überzogen.
Hancom: Tarifverhandlungen gescheitert trotz Rekordjahr
Auch Hancom, Koreas führender Bürosoftware-Anbieter, steckt in einer tiefen Tarifkrise. Trotz Rekordumsatz 2024 scheiterten die Lohnverhandlungen nach acht Runden. Die Gewerkschaft senkte ihre Forderung auf 7,3% Lohnerhöhung, das Management blieb bei 4,3%. Der Streit wurde an die nationale Schlichtungsstelle weitergegeben.
Hancom argumentiert, die angebotene Erhöhung sei angesichts der letzten Jahre fair und verweist auf neue leistungsabhängige Boni. Die Gewerkschaft fordert jedoch, dass der wirtschaftliche Erfolg im Grundgehalt ankommen muss. In Communitys wie Naver und Daum diskutieren Nutzer, ob Hancom zu vorsichtig agiert oder die Beschäftigten mehr verdienen.
Kakao, Coupang und die neue Macht der Tech-Gewerkschaften
Nicht nur NeoPle und Hancom erleben Unruhe. Kakao konnte einen Streik nur durch ein neues Angebot abwenden, bei Coupang entstand eine neue Dachgewerkschaft, die mehr Transparenz bei Löhnen und Boni fordert. Auch Naver sieht steigende Gewerkschaftsbeteiligung mit über 50% Aktivitätsrate.
Diese Entwicklung ist ein Kulturwandel: Früher galten IT-Arbeiter als Elite mit Top-Gehältern und flachen Hierarchien. Doch die Branche reift, Gehaltssteigerungen verlangsamen sich (von 10,7% 2022 auf 7,3% 2024), Hierarchien nehmen zu. In Foren wie PGR21 und Instiz wächst der Wunsch nach Transparenz und fairer Teilhabe.
Kultureller Kontext: Warum diese Streiks ein Wendepunkt sind
Um die aktuelle Lage zu verstehen, muss man Koreas Unternehmenskultur kennen. Das 'Pangyo Valley', Koreas Silicon Valley, war einst für flache Strukturen und hohe Gehälter bekannt. Doch mit dem Wachstum wuchs auch die Kluft zwischen Management und Belegschaft. Gewerkschaften, früher selten in der IT, gelten nun als unverzichtbar für faire Teilhabe am Unternehmenserfolg.
Die jüngere Generation, die einen härteren Arbeitsmarkt und langsamere Gehaltssteigerungen erlebt, organisiert sich zunehmend. Digitalisierung, Homeoffice und KI schüren Unsicherheit bezüglich Arbeitsplatzsicherheit.
In Communities wie TheQoo und Nate Pann gibt es sowohl Lob für die Streikbereitschaft als auch Sorgen um die internationale Wettbewerbsfähigkeit.
Stimmen aus der Community: Online-Reaktionen und Fan-Analysen
Koreanische Online-Foren diskutieren hitzig: Bei DC Inside fordern viele, dass auch hochbezahlte Entwickler bei Rekordgewinnen fair beteiligt werden. Andere kritisieren die Gewerkschaften als zu fordernd. FM Korea unterstützt das Streikrecht, besonders angesichts steigender Managergehälter. Auf TheQoo herrscht Empathie für enttäuschte Beschäftigte, aber auch Sorge um die langfristige Jobsicherheit.
Blogger auf Naver und Tistory sehen die 'Gewerkschaftswelle' im Pangyo Valley als logische Entwicklung einer reifenden Branche. Viele betonen: Es geht nicht nur ums Geld, sondern um Vertrauen und die gerechte Teilhabe am Erfolg.
Für internationale Tech-Fans ist dies ein Wendepunkt: Koreas IT-Arbeiter treten selbstbewusst für ihre Rechte und eine gerechtere digitale Zukunft ein.
Wie geht es weiter? Die Folgen für Koreas Tech-Branche
Der Ausgang der Streiks wird die gesamte Branche prägen. Erzielen die Gewerkschaften Erfolge, könnten neue Standards für Transparenz und Gewinnbeteiligung entstehen. Setzt sich das Management durch, drohen mehr Kostendruck und Automatisierung.
Experten warnen: Das Kernproblem ist der Vertrauensverlust und die Notwendigkeit transparenter, partizipativer Führung. Professor Byung-Hoon Lee von der Chung-Ang-Universität betont, dass starke Gewerkschaftsaktionen legitim sind, wenn Unternehmen Zusagen brechen.
Unterm Strich zeigt die aktuelle Streikwelle: Koreas IT-Sektor sucht nach einem neuen Gleichgewicht zwischen Innovation, Profit und Mitarbeiterwohl. Für Beobachter weltweit ist klar: Auch die modernsten Digitalbranchen leben von den täglichen Kämpfen und Hoffnungen ihrer Beschäftigten.
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