Wenn Unternehmen schamlos lügen: Der große Urheberrechts-Skandal in der koreanischen VTuber-Szene

VTuber in Korea: Digitale Idole zwischen Hype und Hysterie
Wusstet ihr, dass virtuelle Idole – sogenannte VTuber – in Korea mittlerweile zu echten Popstars avanciert sind? Gruppen wie 'Guljjim' begeistern Millionen, indem sie K-Pop-Ästhetik mit animierten Avataren und Live-Interaktion verbinden. Die Fankultur ist extrem leidenschaftlich und organisiert sich auf Plattformen wie DC Inside, Theqoo oder Nate Pann. Hier werden selbst kleinste Details heiß diskutiert – und genau das ist der Nährboden für Skandale wie den aktuellen um Parable Entertainment.
Der Auslöser: Musik ohne Lizenz? Die JASRAC-Kontroverse

Los ging alles, als ein Guljjim-Mitglied in einem Livestream einen Song nutzte, der von der japanischen JASRAC verwaltet wird – angeblich ohne gültige Lizenz. Die Community wurde sofort hellhörig und forderte Beweise, dass Parable Entertainment die nötigen Rechte erworben hatte. Doch statt einer klaren Quittung oder Lizenz legte die Agentur lediglich ein Zertifikat vor, das lediglich bestätigte, dass JASRAC die Rechte verwaltet. Für viele war das, als würde ein Restaurant auf Nachfrage nach der Rechnung einfach die Speisekarte zeigen.
Agentur-Statement und Fanreaktionen: Zwischen Verdrängung und Aggression
Die Erklärung der Agentur überzeugte nur die eingefleischtesten Fans – die sogenannten 'Guldan'. Viele von ihnen feierten das Statement und drohten Kritikern sogar mit Klagen. In Foren wie FM Korea oder Ruliweb wurde das Vorgehen von Parable jedoch gnadenlos verspottet: 'Das ist doch kein Beweis!' und 'Wie kann so ein großes Unternehmen so schlampig mit Urheberrechten umgehen?' waren nur einige der Kommentare. Die Stimmung schwankte zwischen Sarkasmus, Wut und Fassungslosigkeit.
Urheberrecht in der VTuber-Welt: Ein Minenfeld für Unternehmen
In Korea und Japan sind Urheberrechtsfragen bei VTubern besonders heikel. Musik, Charakterdesign und Animationen unterliegen strengen Gesetzen. Ein Zertifikat reicht längst nicht aus, um die kommerzielle Nutzung zu belegen. Experten betonen: Wer als Unternehmen einen Fehler macht, riskiert nicht nur Imageschäden, sondern auch rechtliche Konsequenzen. Die jüngste Entscheidung der koreanischen KOMCA, KI-generierte Werke nicht zu registrieren, sorgt zusätzlich für Unsicherheit in der Branche.
Vergangene Kontroversen und der Fall '9호': Parable unter Dauerbeschuss
Parable Entertainment ist kein unbeschriebenes Blatt. Bereits die VTuberin '9호' sorgte für Aufsehen – etwa durch politische Aussagen oder Kritik an anderen Creatorn. Die Agentur reagierte meist ausweichend, was das Misstrauen der Community weiter schürte. Auf YouTube und in Blogs wird Parable regelmäßig für seine Krisenkommunikation und mangelnde Transparenz kritisiert. Der aktuelle Skandal ist also kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Musters.
Fankultur in Korea: Zwischen Loyalität und toxischer Verteidigung
In Korea ist die Unterstützung von Idolen fast schon eine gesellschaftliche Pflicht. Fandoms sind extrem aktiv, verteidigen ihre Stars bis aufs Blut und schrecken auch vor Mobbing oder juristischen Drohungen nicht zurück. Im aktuellen Fall rechtfertigen viele Guljjim-Fans sogar die widersprüchlichen Aussagen der Agentur und attackieren jeden, der Zweifel äußert. Diese Dynamik ist typisch für die koreanische Popkultur und erklärt, warum Skandale so schnell eskalieren.
Fazit: Was dieser Skandal über die digitale Industrie Koreas verrät
Der Fall Guljjim-Parable ist ein Spiegelbild der Herausforderungen der koreanischen Digitalbranche: Innovationsdruck, fehlende klare Regeln beim Urheberrecht und die enorme Macht der Fandoms. Für internationale Fans ist es eine Lektion in Sachen Popkultur – und ein Weckruf, auch im virtuellen Raum Transparenz und Verantwortung einzufordern. Die Diskussionen auf den koreanischen Plattformen werden noch lange weitergehen und zeigen, wie sehr digitale Kultur und gesellschaftliche Debatten inzwischen miteinander verflochten sind.
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