Südkoreas Mindestlohn 2025: Warum 6 von 10 Angestellten sagen, dass ein menschenwürdiges Leben unmöglich ist

Historischer Sprung: Mindestlohn erstmals über 10.000 Won
Wusstet ihr, dass der Mindestlohn in Südkorea 2025 zum ersten Mal die 10.000-Won-Marke überschritten hat? Mit 10.030 Won pro Stunde (ca. 6,70 €) liegt der Monatslohn bei rund 2.096.000 Won. Doch die Erhöhung beträgt nur 1,7 % – das zweitschwächste Plus seit Einführung des Mindestlohnsystems. Viele Beschäftigte und Beobachter fragen sich: Reicht das angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten wirklich aus?
Stimmen der Arbeitnehmer: 'Menschenwürdiges Leben? Kaum möglich!'

Laut einer Umfrage von Workplace Gapjil 119 sagen 57,4 % der Befragten, der neue Mindestlohn reiche nicht für ein menschenwürdiges Leben. Besonders Beschäftigte im Gastgewerbe (59,6 %) und Einzelhandel (56,4 %) sehen sich mit zu niedrigen Löhnen konfrontiert. Viele berichten, dass Miete, Lebensmittel und Verkehr die Lohnerhöhung auffressen und kaum Raum für Ersparnisse oder Notfälle lassen.
Arbeitgeber unter Druck: Sorge um KMU und Kleingewerbe
Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Korea schlagen Alarm. Über 60 % der Arbeitgeber wünschen sich einen Einfrierung oder sogar eine Senkung des Mindestlohns, da steigende Lohnkosten ihre Existenz bedrohen. Besonders in Branchen mit niedrigen Margen – wie Gastronomie oder Einzelhandel – wächst die Angst vor Entlassungen oder Geschäftsaufgaben.
Online-Communities: Heftige Debatten und geteilte Meinungen
In koreanischen Foren wie Theqoo, Nate Pann, Instiz, Naver, Daum, DC Inside, FM Korea und PGR21 wird das Thema heiß diskutiert. Positive Stimmen feiern den symbolischen Sprung über 10.000 Won. Doch viele Kommentare – vor allem von Kleinunternehmern – sind kritisch: 'Wie soll man in Seoul mit diesem Lohn leben?' oder 'Wenn der Mindestlohn weiter steigt, verschwinden kleine Läden.' Einige fordern differenzierte Lösungen je nach Region oder Branche.
Gewerkschaften vs. Arbeitgeber: Das jährliche Tauziehen
Wie jedes Jahr liefern sich Gewerkschaften und Arbeitgeber einen harten Schlagabtausch. Für 2025 fordern die Gewerkschaften eine Erhöhung um 14,7 % auf 11.500 Won/Stunde, um die Inflation auszugleichen und Ungleichheit zu verringern. Die Arbeitgeber plädieren für ein Einfrieren. Die Mindestlohnkommission entschied sich für einen moderaten Anstieg – beide Seiten sind unzufrieden. Der jährliche Streit ist längst ein gesellschaftliches Ritual.
Kultureller Kontext: Warum der Mindestlohn in Korea mehr als nur Geld ist
Für internationale Leser: In Korea ist der Mindestlohn ein Symbol für soziale Gerechtigkeit und den Wert der Arbeit. Seit den 2010er Jahren fordern progressive Bewegungen und junge Menschen einen Mindestlohn von 10.000 Won. Die Debatte ist ein Prüfstein für die soziale Verantwortung des Staates und die Zukunft des koreanischen Wohlfahrtsmodells.
Vergleich mit Deutschland: Wie steht Korea international da?
Zum Vergleich: In Deutschland steigt der Mindestlohn 2025 auf 12,82 €/Stunde. Auch dort gibt es Debatten über die Angemessenheit angesichts steigender Lebenshaltungskosten. Experten loben in beiden Ländern die positiven Effekte wie weniger Lohnungleichheit und mehr Beschäftigung, warnen aber auch vor Belastungen für kleine Unternehmen. In Korea bleibt der Mindestlohn trotz Anstieg im internationalen Vergleich eher niedrig.
Ausblick: Wie geht es weiter mit dem Mindestlohn in Korea?
Die Diskussion um den Mindestlohn bleibt ein Dauerbrenner. Gewerkschaften fordern weitere Erhöhungen, Arbeitgeber warnen vor wirtschaftlichen Risiken. Die Regierung muss einen Balanceakt zwischen sozialer Gerechtigkeit und Wettbewerbsfähigkeit meistern. Für ausländische Beobachter ist das Thema ein Fenster in die gesellschaftlichen Herausforderungen und Hoffnungen Koreas.
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