Von Fleiß bis Stillstand: Warum die Lokalparlamente in Gwangju und Jeonnam für Aufsehen sorgen

Extreme Unterschiede: Ein Blick auf Gwangju und Jeonnam
Wusstet ihr, dass in Südkorea einige Lokalparlamente über 100 Tage im Jahr tagen, während andere nur alle zwei Monate zusammenkommen? Seit dem Start der 9. Legislaturperiode nach der Wahl 2022 zeigen die 27 Lokalparlamente von Gwangju und Jeonnam enorme Unterschiede. Während das Parlament von Buk-gu in Gwangju in drei Jahren 316 Sitzungen abhielt, gab es auch Parlamente, die in drei Jahren weniger als 200 Sitzungstage aufwiesen. Diese Diskrepanz wirft Fragen nach Verantwortung und Sinn solcher Gremien auf.
Anwesenheit: Vorbildlich oder mangelhaft?

Einige Parlamente wie das von Hampyeong glänzten mit einer 100%igen Anwesenheitsquote über drei Jahre hinweg – ein echtes Vorbild für lokale Demokratie. Im Gegensatz dazu lag die durchschnittliche Anwesenheit in Damyang bei nur 92,26%, was das Schlusslicht bildet. Auch Buk-gu, obwohl sehr aktiv, hatte mit 93% eine der niedrigsten Anwesenheitsraten. In Foren wie DCInside oder EfemKorea machen sich Bürger Luft und fragen, ob abwesende Abgeordnete wirklich das Volk vertreten.
Gesetzesanträge: Zwischen Aktivität und Nullnummern
Die Spannweite bei den eingebrachten Anträgen ist riesig: Während das Parlament von Yeosu in drei Jahren 396 Anträge stellte, gab es auch Abgeordnete, die in dieser Zeit keinen einzigen Antrag einbrachten. 2023 gab es in zehn Lokalparlamenten mindestens ein Mitglied ohne jeglichen Antrag. In Communities wie Instiz und Nate Pann wird das scharf kritisiert: Wozu braucht es Abgeordnete, die nicht aktiv werden? Manche argumentieren, Qualität sei wichtiger als Quantität, doch das öffentliche Bild bleibt von Frust geprägt.
Community-Reaktionen: Zwischen Lob, Memes und Protesten
Auf Naver- und Daum-Blogs werden die aktiven Parlamente gefeiert – Erfolgsgeschichten über bessere Dienstleistungen machen die Runde. Gleichzeitig werden inaktiven Gremien mit Memes und Spott begegnet. Besonders auf EfemKorea und PGR21 kursieren Vergleiche zwischen fleißigen und untätigen Parlamenten. In manchen Regionen kam es sogar zu Protesten und Bürgerforen, die mehr Kontrolle und Reformen fordern.
Kultureller Kontext: Warum ist das Thema in Korea so brisant?
Die lokale Demokratie in Korea ist jung, echte Autonomie gibt es erst seit den 1990ern. Gerade in Regionen wie Gwangju und Jeonnam, die für ihren demokratischen Aktivismus bekannt sind, werden hohe Standards an die Lokalpolitik angelegt. Die Parlamente stehen symbolisch für die Basisdemokratie des Landes – ihr Scheitern wird als Rückschritt für die gesamte Demokratie gewertet. Deshalb ist die Debatte um ihre Effektivität besonders leidenschaftlich.
Transparenz und öffentlicher Druck: Die neue Datenoffenheit
Seit Juli 2025 veröffentlicht die Regierung 27 Indikatoren zur Aktivität der Lokalparlamente. Jeder Bürger kann nun online nachsehen, wie oft getagt wurde, wie die Anwesenheit aussieht und wie viele Anträge gestellt wurden. Diese Transparenz ist eine Reaktion auf den öffentlichen Druck und Medienberichte. Aktivisten und Watchdog-Gruppen nutzen die Daten, um Kampagnen zu organisieren und die Abgeordneten zur Rechenschaft zu ziehen – auf Tistory- und Naver-Blogs gibt es detaillierte Anleitungen zur Überwachung der Parlamente.
Aktuelle Kontroversen: Stadtplanung und politische Blockaden
Ein heißes Thema ist aktuell der Streit zwischen dem Stadtrat von Gwangju und der Stadtverwaltung über Stadtentwicklungspläne. Die Debatte um höhere Bebauungsdichten spaltet die Bevölkerung, die in Foren und sozialen Netzwerken leidenschaftlich diskutiert. Solche Konflikte zeigen, wie Lokalparlamente sowohl Veränderungen vorantreiben als auch blockieren können.
Fankultur und Lokalpolitik: Ein koreanisches Phänomen
In Korea gibt es eine Art Fankultur rund um Lokalpolitik. Auf Plattformen wie Instiz und EfemKorea verfolgen Nutzer die Arbeit ihrer Lieblingsabgeordneten fast wie Sportevents. Das zeigt die starke Bürgerbeteiligung und das Interesse an Demokratie auf lokaler Ebene – ein Aspekt, der viele Ausländer überrascht. Wer die Dynamik der koreanischen Gesellschaft verstehen will, sollte diese Fankultur nicht unterschätzen.
Blick in die Zukunft: Wird sich etwas ändern?
Mit mehr Transparenz und einer aktiven Bürgerschaft steigen die Erwartungen an die Lokalparlamente. Einige reagieren bereits mit mehr Sitzungen und Anträgen, andere bleiben passiv und riskieren Abwahl. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die lokale Demokratie in Korea die geforderten Standards an Transparenz und Effektivität erfüllen kann.
Was internationale Leser wissen sollten
Wer sich für Korea interessiert, sollte einen Blick auf die Lokalpolitik werfen. Die Geschichte der Parlamente von Gwangju und Jeonnam spiegelt die Herausforderungen und Fortschritte der koreanischen Demokratie wider – ein spannender Mix aus Tradition, Innovation und Bürgerengagement. Egal ob Politikfan, Kulturinteressierter oder einfach neugierig: Diese lokalen Dramen bieten einen einzigartigen Einblick in die koreanische Gesellschaft.
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