Lehren aus dem Reebak-School-Skandal: Wie Rechtsextremismus und Bildungslücken Südkorea erschütterten

Ein Skandal erschüttert Korea: Was ist bei Reebak School passiert?
Wusstet ihr, dass eine scheinbar harmlose Bildungsorganisation zu einem der größten Skandale der letzten Jahre wurde? Die rechtsextreme Reebak School, benannt nach den Präsidenten Syngman Rhee und Park Chung-hee, infiltrierte mit ihren zertifizierten Lehrkräften das staatliche Nachmittagsprogramm Nulbom School. Mindestens 43 von Reebak ausgebildete Lehrkräfte unterrichteten an 57 Schulen landesweit. Die Enthüllung, dass diese Lehrkräfte autoritäre Diktatoren verherrlichten, Kolonialverbrechen leugneten und Minderheiten diskriminierten, schockierte Eltern, Lehrkräfte und die Öffentlichkeit gleichermaßen.
Organisierte Manipulation: Von Online-Kommentaren ins Klassenzimmer

Reebak School beschränkte sich nicht auf den Unterricht. Sie rekrutierten gezielt Menschen für ein sogenanntes 'Kommentar-Team', das unter dem Namen 'Jasons' systematisch Online-Kommentare auf Portalen wie Naver verfasste, um konservative Kandidaten zu unterstützen und Gegner zu diffamieren. Im Gegenzug wurden Zertifikate für die Tätigkeit als Nachmittagslehrer vergeben. Die Polizei beschlagnahmte die Büroräume und verhängte Ausreiseverbote gegen die Verantwortlichen. Die Ermittlungen ergaben, dass mehrere Konten von denselben IP-Adressen genutzt wurden – ein eindeutiges Zeichen für koordinierte Manipulation.
Wie konnte Reebak School das öffentliche Bildungssystem unterwandern?
Viele fragen sich: Wie war es möglich, dass eine rechtsextreme Organisation so tief in das öffentliche Schulsystem eindringen konnte? Der Grund liegt in der schnellen und wenig kontrollierten Einführung des Nulbom-Programms, das Lehrkräftemangel durch externe Anbieter kompensieren sollte. Die Reebak School nutzte diese Lücke geschickt aus und bot ihre Dienste über die Korean Nulbom Education Association an, die von der Tochter der Reebak-Leiterin geführt wurde. Die enge Verbindung zwischen beiden Organisationen wurde erst nach und nach aufgedeckt.
Eltern, Lehrkräfte und Community: Empörung, Angst und Forderungen
Die Reaktionen in koreanischen Online-Communities wie TheQoo, Nate Pann, Instiz, DC Inside und FM Korea waren eindeutig: Eltern fühlten sich betrogen und verlangten vollständige Aufklärung. Viele berichteten, dass ihre Kinder plötzlich politische Slogans wiederholten oder bestimmte Präsidenten lobten. Lehrkräfte beklagten Verunsicherung und forderten strengere Kontrollen für externe Programme. In Blogs auf Naver und Tistory wurde die mangelnde Transparenz und die Gefahr politischer Einflussnahme intensiv diskutiert.
Kultureller Kontext: Warum ist das koreanische Bildungssystem so anfällig?
Um den Skandal zu verstehen, muss man die Besonderheiten des koreanischen Bildungssystems kennen. Der extreme Fokus auf Prüfungen und Konkurrenz lässt wenig Raum für kritisches Denken oder politische Bildung. Outsourcing und Personalmangel öffnen Tür und Tor für Gruppen mit starken ideologischen Agenden. Die Reebak-Affäre zeigt, wie leicht sich politische und religiöse Gruppen in Bildungseinrichtungen einnisten können, wenn Kontrolle und Transparenz fehlen.
Staatliche Reaktionen und politische Konsequenzen
Das Bildungsministerium leitete eine landesweite Untersuchung ein, mehrere Schulen ersetzten die betroffenen Lehrkräfte. Die Nationalversammlung plant eine Anhörung am 10. Juli, um Verantwortlichkeiten zu klären. Viele Eltern und Lehrkräfte fordern eine grundlegende Reform des Nachmittagsprogramms und strengere Überprüfungen aller externen Anbieter. Auch die Rolle digitaler Plattformen wie Naver steht zur Debatte, da sie als Multiplikator für Manipulationen dienen können.
Die Lehren aus dem Skandal: Reformbedarf und gesellschaftliche Debatte
Der Reebak-School-Skandal hat eine intensive Debatte über die Rolle der Schule, die Grenzen politischer Einflussnahme und die Bedeutung von Demokratie und Vielfalt ausgelöst. Viele fordern strengere Zulassungskriterien für Lehrkräfte, mehr Transparenz bei externen Programmen und eine Stärkung der politischen Bildung. Für internationale Beobachter ist der Fall ein Lehrstück dafür, wie Bildung zur Arena gesellschaftlicher Auseinandersetzungen werden kann – und warum Demokratie ständige Wachsamkeit braucht.
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