"Eines Tages verschwanden sie einfach ohne ein Wort" - UN-Blauhelme lassen schwangere Frauen im Kongo zurück

Die vergessenen Opfer der UN-Friedensmission
In der erstickenden Hitze von Birere, einer informellen Siedlung in Goma im Osten des Kongo, versteckt sich der 12-jährige Dmitri in der baufälligen Blechhütte seiner Mutter. Sein gemischtes Erbe - lockiges Haar und helle Haut - macht ihn zur Zielscheibe für Hänseleien anderer Kinder. Seine Mutter, Kamate Bibiche, bewahrt sorgfältig unter ihrem Bett eine verstaubte Kiste auf, die die einzigen Erinnerungen an Yuri enthält, einen russischen UN-Friedenssoldaten, der laut ihrer Aussage der Vater ihres Sohnes ist, bevor er spurlos verschwand. Diese herzzerreißende Geschichte veranschaulicht ein beunruhigendes Muster, das die UN-Stabilisierungsmission in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCO) seit über zwei Jahrzehnten verfolgt. Seit ihrer Entsendung Ende 1999 sah sich MONUSCO mit weit verbreiteten Vorwürfen der sexuellen Ausbeutung und des Missbrauchs von Frauen und jungen Mädchen konfrontiert. Die Mission, die ursprünglich dazu bestimmt war, Zivilisten zu schützen und die Region zu stabilisieren, ist für Hunderte von schutzbedürftigen Frauen zum Synonym für Verlassenheit und Verrat geworden. Die neuesten Berichte zeigen eine alarmante Zunahme der sexuellen Missbrauchsvorwürfe im Zusammenhang mit MONUSCO-Missionen, wobei 66 von 100 Gesamtvorwürfen speziell diese Mission betreffen.
Das Ausmaß des Skandals: erdrückende Zahlen und Zeugenaussagen

Jüngste Berichte zeichnen ein verheerendes Bild von sexuellem Fehlverhalten innerhalb der UN-Friedensmissionen. Laut einem UN-Bericht vom März 2024 erreichten die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der Ausbeutung im Zusammenhang mit Friedensmissionen 100 Fälle im Jahr 2023, ein Anstieg gegenüber 79 Fällen im Jahr 2022. MONUSCO sowie ihre Vorgängermission MONUC machten 66 dieser 100 Vorwürfe aus, was ernsthafte Bedenken bezüglich der Verantwortlichkeit innerhalb der Mission aufwirft. Diese Vorfälle betrafen 143 Opfer, darunter 115 Erwachsene und 28 Kinder, so die Vereinten Nationen. Diese Zahlen stellen nur gemeldete Fälle dar, was darauf hindeutet, dass das tatsächliche Ausmaß des Missbrauchs viel größer sein könnte. Das Zentrum Congo Family for Joy beherbergt allein mindestens fünf Kinder, die von MONUSCO-Truppen gezeugt und anschließend von ihren Müttern aufgrund des sozialen Stigmas verlassen wurden. Nelly Kyeya, die Direktorin des Zentrums, offenbart, dass ihre Organisation etwa 200 Frauen und Mädchen unterstützt, die sexuelle Ausbeutung durch MONUSCO-Personal erlitten haben. Diese dramatische Situation hat sich mit der jüngsten Eskalation des Konflikts in der Region noch verschärft. UN-Berichte dokumentieren einen alarmierenden Anstieg von 572 registrierten Vergewaltigungsfällen in nur einer Woche zwischen Januar und Februar 2025, wobei fast ein Drittel der Opfer Kinder waren.
Geschichten von Verrat, die sich wiederholen
Die Geschichte von Maria Masika spiegelt die unzähliger anderer Frauen im Osten des Kongo wider. Im Alter von 17 Jahren begann sie eine Beziehung mit einem südafrikanischen Friedenssoldaten, der in der Nähe der Minuggi-Basis stationiert war. Der Soldat wusste, dass sie minderjährig war, setzte aber die Beziehung fort, stellte ihr eine Unterkunft in der Nähe der Basis zur Verfügung und besuchte sie regelmäßig nach Dienstschluss. Als ihre Tochter Queen geboren wurde, verschwand der Friedenssoldat und ließ Masika zurück, um das Kind allein aufzuziehen. Verzweifelt, für ihre Tochter zu sorgen, riskiert Masika nun ihr Leben als Sexarbeiterin in Sake. Die südafrikanische Verteidigungsstreitkraft erkannte diese Vorwürfe ernst an und erklärte, dass militärische Gerichte vor Ort abgehalten werden, wenn glaubwürdige Beweise für Ausbeutung gefunden werden. Jedoch bleibt der Schaden für Opfer wie Masika und ihre Kinder irreversibel. Viele Frauen sind mit schwerem Stigma aus ihren Gemeinden konfrontiert, weil sie zur Überlebens-Sexarbeit greifen mussten, was sie oft dazu führt, ihre Kinder zu verlassen. Die Situation hat sich 2025 intensiviert, mit Berichten, die zeigen, dass bis zu 700 Frauen und Mädchen im letzten Jahr im Kontext bewaffneter Konflikte in der DR Kongo Opfer sexueller Gewalt wurden. Diese Zeugenaussagen enthüllen ein versagendes System, in dem Friedenssoldaten, die schutzbedürftige Bevölkerungsgruppen beschützen sollten, selbst zu Raubtieren werden, die ihre Machtposition ausnutzen.
Systemversagen und mangelnde Rechenschaftspflicht
Die Reaktion der UN auf diese Vorwürfe offenbart grundlegende Schwächen im Friedenssicherungssystem. Trotz einer Null-Toleranz-Politik für sexuelle Ausbeutung und Missbrauch entkommen viele Täter der Strafverfolgung aufgrund von Zuständigkeitskomplexitäten. Sandrine Lusamaba, nationale Koordinatorin von Sofepadi, einer Frauenrechtsorganisation in der DR Kongo, erklärt, dass die UN keine direkte Autorität hat, Schuldige der sexuellen Ausbeutung zu verfolgen, was vielen Tätern erlaubt, unbestraft zu bleiben. Viele Mitgliedsstaaten weigern sich, bei der Strafverfolgung ihrer Soldaten zu kooperieren, was eine Kultur der Straflosigkeit schafft. Wenn Vorwürfe bestätigt werden, wird das Personal typischerweise im UN-System markiert und von zukünftigen Einsätzen ausgeschlossen, aber diese administrative Maßnahme reicht nicht für strafrechtliche Gerechtigkeit aus. Der Treuhandfonds zur Unterstützung der Opfer bietet einige Hilfe, aber viele Opfer wie Kamate und Masika bleiben unwissend über verfügbare Unterstützungssysteme. Das Problem hat sich 2025 intensiviert, mit Berichten, die zeigen, dass bis zu 700 Frauen und Mädchen im letzten Jahr im Kontext bewaffneter Konflikte in der DR Kongo Opfer sexueller Gewalt wurden. Diese Situation offenbart ein versagendes internationales Justizsystem, das unfähig ist, die Verwundbarsten zu schützen und diejenigen effektiv zu sanktionieren, die Missbrauch durch diejenigen begehen, die sie beschützen sollten.
Der tragische Kontext des kongolesischen Konflikts
Die Krise der sexuellen Ausbeutung findet vor dem Hintergrund des anhaltenden Konflikts und der humanitären Katastrophe im Kongo statt. Der Osten des Kongo wurde jahrzehntelang von Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellengruppen um die Kontrolle über die mineralreiche Region geplagt. Im Januar 2025 fiel die Region Goma an die von Ruanda unterstützten M23-Rebellen, wobei etwa 7.000 Menschen bei der Einnahme der Stadt getötet wurden. Die UN schätzt, dass derzeit über 8 Millionen Menschen vertrieben sind, was es zu einer der größten internen Vertreibungskrisen der Welt macht. Viele Einwohner leiden unter extremer Armut und haben keinen Zugang zu Grundbedürfnissen wie Nahrung, Wasser und Unterkunft, was Frauen und Mädchen besonders anfällig für Ausbeutung macht. Die schreckliche humanitäre Situation schafft Bedingungen, unter denen verzweifelte Frauen Beziehungen mit Friedenssoldaten im Austausch für Grundbedürfnisse eingehen können, was das inhärente Machtungleichgewicht unterstreicht, das solche Beziehungen von Natur aus ausbeuterisch macht. Diese anhaltende humanitäre Notlage hat ein Umfeld geschaffen, in dem Ausbeutung gedeiht, wobei Frauen und Kinder am stärksten von dieser anhaltenden menschlichen Tragödie betroffen sind, die kein Ende zu haben scheint.
Volkszorn gegen MONUSCO
Lokale Gemeinschaften haben wachsende Wut und Frustration über MONUSCOs Versagen ausgedrückt. Anti-MONUSCO-Proteste brachen 2022 aus, wobei Demonstranten den Abzug der Mission wegen ihrer Unfähigkeit, Zivilisten zu schützen, und wegen Vorwürfen des Fehlverhaltens forderten. Die Proteste wurden gewalttätig und führten zu mehreren Todesfällen und Verletzungen, einschließlich Friedenssoldaten und Zivilisten. Demonstranten plünderten UN-Einrichtungen und erzwangen Evakuierungen, was tief verwurzelten Groll gegen die Mission widerspiegelt. Zivilgesellschaftsaktivisten argumentieren, dass MONUSCOs Präsenz das kongolesische Volk selbstgefällig bei der Lösung ihrer eigenen Sicherheitsprobleme gemacht hat. Die Regierung der DR Kongo hat einen beschleunigten Abzug der UN-Friedenstruppen gefordert und sie beschuldigt, die Gewalt während ihrer 25-jährigen Präsenz nicht beendet zu haben. Im September 2023 forderten gewalttätige Proteste gegen MONUSCO in Goma mindestens 57 Opfer laut dem kongolesischen Innenminister Peter Kazadi. Diese Proteste, die ursprünglich von einer religiösen Sekte organisiert wurden, die MONUSCOs Abzug forderte, wurden von der kongolesischen Armee gewaltsam unterdrückt. Die Reaktionen der lokalen Bevölkerung in sozialen Medien und in Gemeinde-Foren spiegeln eine Mischung aus Empörung und Verzweiflung wider, wobei Nutzer ausdrücken, dass die angeblich schützenden Friedenssoldaten zu neuen Tätern von Gewalt gegen die verwundbarsten Frauen der Region geworden sind.
Der Weg nach vorn: Reform und Rechenschaftspflicht
Trotz der überwältigenden Beweise für Systemversagen gab es einige Reformbemühungen. MONUSCO hat verbesserte Präventivmaßnahmen implementiert, einschließlich Risikobewertungsteams und verbesserte Trainingsprogramme. Die Mission hat auch Opferunterstützungsmechanismen und Kooperation mit lokalen Organisationen etabliert, um medizinische, psychosoziale und Schutzdienstleistungen anzubieten. Diese Maßnahmen haben sich jedoch als unzureichend erwiesen, um die Grundursachen sexueller Ausbeutung und Missbrauchs anzugehen. Die internationale Gemeinschaft muss stärkere Rechenschaftsmechanismen fordern, einschließlich obligatorischer Strafverfolgung von Tätern durch ihre Heimatländer und angemessener Entschädigung für Opfer. Die Null-Toleranz-Politik des UN-Generalsekretärs benötigt Durchsetzungsmechanismen mit echten Konsequenzen, nicht nur administrative Maßnahmen. Die UN hat anerkannt, dass das Problem über Einzelfälle hinausgeht, wobei der Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk auf der Notwendigkeit besteht, die globalen politischen und wirtschaftlichen Verbindungen des Konflikts zu verstehen. Im Dezember 2023 verstärkte MONUSCO seine Präventivmaßnahmen nach der Suspendierung von acht Mitgliedern der Militärstreitkräfte wegen ihrer systematischen und weit verbreiteten Verletzung der Organisationsrichtlinien. Diese Soldaten wurden dabei erwischt, wie sie sich in Orten aufhielten, die für die Förderung von transaktionalem Sex bekannt sind. Bis systemische Reformen implementiert werden und Täter echte Konsequenzen erleiden, wird der Kreislauf von Ausbeutung und Verlassenheit fortbestehen und mehr Frauen und Kinder wie Kamate, Dmitri, Masika und Queen unter den Folgen eines kaputten Systems leiden lassen, das sie eigentlich schützen sollte.
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