Krise im koreanischen Parlament: Regierungspartei setzt Ausschussvorsitzende durch – Opposition verlässt empört das Plenum

Was ist im Parlament passiert? – Ein politischer Showdown
Am 27. Juni 2025 kam es in der südkoreanischen Nationalversammlung zu einer beispiellosen Konfrontation. Die Demokratische Partei (Minjoo), die über die Mehrheit verfügt, setzte in einer Plenarsitzung einseitig ihre Kandidaten als Vorsitzende der wichtigsten Ausschüsse durch – darunter den Gesetzgebungs- und Justizausschuss, den Haushaltsausschuss, den Ausschuss für Kultur, Sport und Tourismus sowie den Betriebsausschuss. Die konservative Oppositionspartei (People Power Party, PPP) boykottierte die Sitzung, verließ geschlossen das Plenum und organisierte eine Protestkundgebung mit Bannern, die der Regierungspartei „Gesetzgebungsmonopol“ und „Zerstörung der Zusammenarbeit“ vorwarfen.
Solch ein koordinierter Boykott ist selbst in der konfliktgeladenen Geschichte des koreanischen Parlaments selten. Die Minjoo-Partei rechtfertigte ihr Vorgehen mit der Dringlichkeit sozialpolitischer Gesetze, während die PPP den Bruch demokratischer Normen und fehlende Gewaltenteilung kritisierte.
Politischer Hintergrund: Wie konnte es so weit kommen?

Der Konflikt hat seine Wurzeln in den Ereignissen nach den Präsidentschaftswahlen 2025. Nach dem Amtsantritt von Präsident Lee Jae-myung (Minjoo) und der Absetzung von Ex-Präsident Yoon Suk Yeol beanspruchte die Minjoo-Partei die Schlüsselpositionen im Parlament. Die Opposition forderte eine gerechtere Verteilung der Ausschussvorsitze, insbesondere für den einflussreichen Gesetzgebungsausschuss und den Haushaltsausschuss. Mehrfache Verhandlungen scheiterten. Die PPP bestand auf mindestens einem wichtigen Vorsitz, um die Kontrolle zu sichern, während Minjoo argumentierte, die Zusammensetzung der 22. Nationalversammlung sei bereits festgelegt und nicht verhandelbar.
Angesichts der festgefahrenen Situation setzte die Regierungspartei die Wahl der Vorsitzenden ohne weitere Verzögerung durch.
Die Macht der Ausschüsse: Warum sind diese Positionen so wichtig?
In Südkorea haben Ausschussvorsitzende erheblichen Einfluss auf die Gesetzgebung. Der Gesetzgebungs- und Justizausschuss fungiert als Filter für die meisten Gesetzesvorlagen, der Haushaltsausschuss kontrolliert die staatlichen Ausgaben. Mit allen Schlüsselpositionen in der Hand kann die Minjoo-Partei nun ihre Agenda – darunter umstrittene Gesetze wie das Yellow Envelope Act, Änderungen am Handelsgesetz, das Getreidegesetz und die Medienreformgesetze – leichter vorantreiben.
Diese Machtkonzentration schürt Ängste vor einer „Gesetzgebungstyrannei“ und dem Abbau demokratischer Kontrollmechanismen.
Stimmen aus dem Parlament: Was sagen die Politiker?
Song Eon-seok, Fraktionsvorsitzender der PPP, warf Präsident Lee Jae-myung und der Minjoo-Partei Wortbruch in Sachen Dialog und Zusammenarbeit vor. Er machte die Regierungspartei für den Zusammenbruch der parlamentarischen Ordnung verantwortlich. Die Minjoo-Partei entgegnete, die Opposition wolle durch ihre Blockadehaltung wichtige Gesetze verhindern. Beide Seiten suchten die Öffentlichkeit: mit Pressekonferenzen, Social-Media-Kampagnen und Protestveranstaltungen. Die Rhetorik wurde zunehmend schärfer, die PPP drohte mit weiteren Eskalationen.
Reaktionen in Online-Communities und Blogs: Die Stimme der Gesellschaft
Koreanische Online-Foren wie DC Inside und FM Korea diskutieren hitzig: War das Vorgehen der Minjoo-Partei notwendig oder ein Machtmissbrauch? Auf Plattformen wie Theqoo und Instiz äußern viele Frust über den endlosen Parteienstreit, während andere die Durchsetzungskraft der Regierungspartei begrüßen. In Naver- und Tistory-Blogs zeigen sich gespaltene Meinungen: Einige sehen den Boykott der Opposition als „Theater“, andere kritisieren die Minjoo-Partei für das Überrollen abweichender Stimmen.
Typische Kommentare sind:
- „Wenn die Opposition nicht kooperiert, was bleibt der Regierung anderes übrig?“
- „Das ist nur politisches Theater. Was ist mit den echten Problemen?“
- „Die Minjoo-Partei missbraucht ihre Mehrheit. Es braucht ein Gleichgewicht.“
- „Beide Seiten sind schuld, weil sie nicht ehrlich verhandeln.“
Kultureller Kontext und Fandom: Warum ist das für internationale Leser relevant?
Für ausländische Leser mögen die politischen Auseinandersetzungen in Korea dramatisch wirken, doch sie spiegeln tief verwurzelte historische und kulturelle Muster wider. Die koreanische Demokratie ist jung, geprägt von Protest und rasantem Wandel. Politische Polarisierung ist extrem, Boykotte, Sitzblockaden und sogar Handgreiflichkeiten gehören zur Parlamentskultur.
Für K-Pop- und K-Drama-Fans besonders interessant: Der Ausschuss für Kultur, Sport und Tourismus, nun unter Minjoo-Führung, steuert die Politik für die Entertainment-Branche. Gesetzliche Blockaden oder schnelle Änderungen können globale Auswirkungen auf Fandoms und die Popkultur haben.
Wie geht es weiter? Die Zukunft der Nationalversammlung
Mit der Kontrolle aller Schlüsselpositionen ist die Minjoo-Partei bereit, eine Welle von Gesetzen durchzusetzen – über 40 Vorlagen zu Arbeitsrechten, Medienreformen und Agrarpolitik stehen an. Die PPP hat weiteren Widerstand angekündigt, etwa durch Filibuster und neue Proteste. Viele Experten warnen: Ohne Dialog und Kompromiss drohen parlamentarische Blockaden oder noch schwerere Konfrontationen.
Im Juli 2025 bleibt die Nationalversammlung ein politisches Schlachtfeld, das öffentliche Vertrauen ist auf einem Tiefpunkt und das Schicksal wichtiger Reformen ungewiss.
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