Warum verzögert sich das Telefonat zwischen Lee Jae-myung und Trump? Korea Passing und wachsende Sorgen in Südkorea

Ein ungewöhnlicher Start: Warum das erste Telefonat so wichtig ist
Wusstet ihr, dass es in Südkorea als diplomatisches Ritual gilt, dass der neue Präsident direkt nach Amtsantritt mit dem US-Präsidenten telefoniert? Lee Jae-myung ist bereits seit drei Tagen im Amt, aber ein Gespräch mit Donald Trump hat bisher nicht stattgefunden. Seine Vorgänger – Moon Jae-in, Yoon Suk-yeol und Park Geun-hye – führten dieses Telefonat innerhalb weniger Stunden oder spätestens am Tag nach der Wahl. Die Verzögerung sorgt für Unruhe in Politik und Gesellschaft und wird als Signal für mögliche diplomatische Spannungen gedeutet.
Opposition schlägt Alarm: Korea Passing als reale Gefahr?

Die konservative Opposition in Südkorea nutzt die Situation, um Kritik an Präsident Lee zu üben. Politiker wie Na Kyung-won und Ahn Cheol-soo warnen öffentlich vor einem drohenden 'Korea Passing' – also davor, dass Südkorea bei internationalen Entscheidungen übergangen wird. Sie erinnern daran, dass die Allianz mit den USA das Rückgrat der südkoreanischen Sicherheitspolitik bildet. Die Erklärung des Präsidialamts, der Zeitunterschied sei schuld an der Verzögerung, wird von vielen als wenig glaubwürdig abgetan. Die Forderung nach Transparenz und einer schnellen Lösung wird lauter.
Medien und Blogs: Zwischen Spekulation und Sorge
In südkoreanischen Nachrichtenportalen und Blogs wird das Thema heiß diskutiert. Einige Kommentatoren sehen die Verzögerung als harmlos, andere befürchten eine echte diplomatische Krise. Besonders auffällig: Auch von anderen westlichen Staatschefs wie aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien oder Spanien gab es bislang keine bestätigten Glückwünsche. Nur Nachbarländer wie Japan, China und Vietnam haben sich offiziell gemeldet. Diese Zurückhaltung wird als Warnsignal für Südkoreas internationale Stellung interpretiert. Blogger und Journalisten fragen sich, ob das neue Präsidialamt Schwierigkeiten hat, Vertrauen aufzubauen.
Online-Communities: Ironie, Frust und echte Angst

Wenn ihr in Foren wie DC Inside, Theqoo, Nate Pann oder FM Korea unterwegs seid, merkt ihr schnell, wie emotional das Thema diskutiert wird. Viele User sind verärgert und fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen. Kommentare wie 'Werden wir von den USA ignoriert?' oder 'Das ist peinlich für Korea' sind keine Seltenheit. Andere nehmen die Situation mit Sarkasmus und spotten über die offizielle Zeitunterschied-Ausrede. Wieder andere hoffen, dass es sich nur um einen Terminkonflikt handelt. Die allgemeine Stimmung ist jedoch von Unsicherheit geprägt.
Kultureller Kontext: Warum ist das Telefonat so symbolträchtig?
Für ausländische Leser mag es überraschend wirken, wie viel Bedeutung diesem ersten Telefonat beigemessen wird. In Südkorea steht die Allianz mit den USA nicht nur für militärische Zusammenarbeit, sondern auch für internationalen Status und Anerkennung. Das erste Gespräch zwischen den neuen Staatschefs gilt als symbolischer Akt, der die Partnerschaft bestätigt. Ein Verzug, so gering er auch sein mag, kann Ängste vor einem 'Korea Passing' hervorrufen – ein Begriff, der aus der Sorge entstanden ist, von den Großmächten übergangen zu werden. Diese Angst ist tief in der südkoreanischen Geschichte verwurzelt.
Was sagen internationale Medien und Experten?
Internationale Beobachter raten zur Gelassenheit. Sie weisen darauf hin, dass Trump derzeit mit anderen außenpolitischen Themen wie Russland und China beschäftigt ist. Das Weiße Haus betonte in seiner offiziellen Nachricht an Lee Jae-myung zwar die 'eiserne Allianz', erwähnte aber auch ungewöhnlich deutlich die Sorge vor chinesischem Einfluss. Dies wird als Zeichen gewertet, dass Washington Südkoreas außenpolitische Richtung genau beobachtet. Ob es sich um eine kurzfristige Verzögerung oder einen grundlegenden Wandel handelt, bleibt abzuwarten.
Politische Konsequenzen: Druck auf Präsident Lee und die Regierung
Für Präsident Lee wächst der Druck. Die Opposition nutzt das Thema, um seine Führungskompetenz und diplomatischen Fähigkeiten in Frage zu stellen. Medien und Öffentlichkeit erwarten eine schnelle Klärung. Sollte das Telefonat in Kürze stattfinden, könnte die Angelegenheit schnell vergessen sein. Hält die Verzögerung jedoch an, droht ein nachhaltiger Imageschaden für Lee und möglicherweise auch für Südkoreas internationale Position. Die Episode zeigt, wie sehr Symbolik und Wahrnehmung in der internationalen Politik zählen.
Historische Perspektive: Was bedeutet 'Korea Passing' eigentlich?
Der Begriff 'Korea Passing' entstand 2017 und beschreibt die Angst, dass Südkorea bei wichtigen internationalen Verhandlungen – etwa im Zusammenhang mit Nordkorea – außen vor bleibt. Das Phänomen ist vergleichbar mit dem 'Japan Passing' der 1990er Jahre. Immer wenn Südkorea das Gefühl hat, von den USA oder anderen Großmächten ignoriert zu werden, flammt diese Sorge erneut auf. Besonders in Zeiten politischer Unsicherheit und regionaler Spannungen ist das Thema hochaktuell.
Fazit: Ein simples Protokollproblem oder ein diplomatischer Weckruf?
Für alle, die sich für koreanische Politik und Gesellschaft interessieren, ist diese Debatte ein spannender Einblick in die Ängste und Ambitionen eines Landes, das nach internationaler Anerkennung strebt. Das Ritual des ersten Telefonats mag symbolisch erscheinen, hat aber in Südkorea große Bedeutung. Die Diskussion um das ausbleibende Gespräch zwischen Lee Jae-myung und Donald Trump ist mehr als ein diplomatisches Detail – sie spiegelt den Kampf um Vertrauen, Respekt und Koreas Platz in einer unsicheren Welt wider. Bleibt dran, denn die Entwicklung ist noch lange nicht abgeschlossen.
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