Chinas umstrittenes Spiel „Rache an Gold Diggers“: Sexismus-Debatte, virale Empörung und was wirklich dahinter steckt

Jul 11, 2025
Unterhaltung
Chinas umstrittenes Spiel „Rache an Gold Diggers“: Sexismus-Debatte, virale Empörung und was wirklich dahinter steckt

Ein Videospiel entfacht einen Sturm in China

Wusstet ihr, dass ein einziges Videospiel eine nationale Debatte über Geschlechterrollen und gesellschaftliche Werte auslösen kann? Im Juni 2025 veröffentlichte Qianfang Studio „Revenge on Gold Diggers“ und eroberte damit in wenigen Stunden die Spitze der Steam-Charts in China. Das Spielprinzip: Männliche Protagonisten werden von Frauen, die es auf ihr Geld abgesehen haben, in Liebesfallen gelockt. Während Kritiker das Spiel als sexistisch und stereotypisierend verurteilten, verteidigten andere es als Warnung vor Liebesbetrug. Die Kontroverse war so groß, dass die Entwickler den Titel am nächsten Tag in „Emotional Anti-Fraud Simulator“ änderten – die Debatte wurde dadurch aber nur noch heftiger.

Worum geht es im Spiel? Handlung und Mechanik

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Das Spiel ist ein FMV-Abenteuer (Full Motion Video), in dem die Spieler Wu Yulun steuern – einen Mann, der von früheren Beziehungen geprägt ist und sich in ein Netzwerk von Frauen einschleust, die des emotionalen Betrugs verdächtigt werden. Jede Entscheidung führt zu einem anderen Verlauf, insgesamt gibt es 38 Enden. Die weiblichen Figuren reichen von Streamerinnen bis zu Geschäftsfrauen und werden allesamt als gerissene Manipulatorinnen dargestellt. Das Spiel beginnt mit Nachrichten über Männer, die durch Gold Digger in Verzweiflung gestürzt wurden – eine Anspielung auf reale Tragödien, die in chinesischen sozialen Medien diskutiert werden. Besonders eine Aussage einer Spielfigur sorgte für Empörung: Er gehorcht besser als ein Hund… wenn es doch mehr solcher Dummköpfe gäbe.

Community-Reaktionen: Empörung, Verteidigung und Meme-Kultur

Die Online-Communities explodierten förmlich. Auf Plattformen wie Weibo und Douban verurteilten feministische Bloggerinnen das Spiel als frauenfeindlich und warnten davor, dass alle Frauen als potenzielle Betrügerinnen dargestellt werden. Kommentare wie Das schürt nur Hass und Betrugsprävention sollte nicht ein Geschlecht ins Visier nehmen dominierten die Diskussionen. Gleichzeitig verteidigten männliche Nutzer auf Tieba und Zhihu das Spiel: Wenn du kein Gold Digger bist, warum fühlst du dich angegriffen? und Endlich spricht jemand über Männer als Opfer von Betrug. Die Polarisierung führte zu einer Flut von Memes, Parodien und satirischen Fanarts auf Bilibili und Instiz.

Vom Verkaufshit zur sozialen Ächtung

Trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Kontroverse verkaufte sich das Spiel in der ersten Woche über eine Million Mal und überholte sogar Blockbuster wie „Black Myth: Wukong“. Doch die Gegenreaktion ließ nicht lange auf sich warten: Mark Hu, der Regisseur aus Hongkong, wurde auf den wichtigsten chinesischen Social-Media-Plattformen gesperrt. Der Versuch der Entwickler, mit einer Namensänderung Schadensbegrenzung zu betreiben, blieb erfolglos. Auch die Staatsmedien schalteten sich ein: Während einige das Spiel als kreative Warnung vor Liebesbetrug lobten, bezeichneten andere es als getarnte Frauenfeindlichkeit.

Kultureller Kontext: Warum das Spiel so polarisiert

Um die Debatte zu verstehen, muss man den kulturellen Hintergrund kennen. In China gelten traditionelle Werte weiterhin: Frauen sollen gut heiraten, Männer für die Familie sorgen. Doch eine neue Generation fordert Gleichberechtigung. Offizielle Kampagnen, die Frauen als gute Ehefrauen und Mütter propagieren, und die Unterdrückung feministischer Bewegungen machen Gender-Themen hochbrisant. Der Begriff Gold Digger wird im Internet genutzt, um Frauen zu beschämen, die Geschenke annehmen oder finanzielle Sicherheit suchen. Das Spiel greift die Angst vor Liebesbetrug auf – 2024 wurden über 40.000 Fälle gemeldet – und thematisiert sogenannte Pig-Butchering-Scams, die beide Geschlechter betreffen.

Reaktionen internationaler und koreanischer Communities

Auch internationale Foren wie DC Inside und FM Korea griffen den Skandal schnell auf. Die Meinungen reichten von Spott über das Spielkonzept bis hin zu Sorge über die Verbreitung von Misogynie. Naver- und Tistory-Blogs lieferten detaillierte Analysen; einige Blogger sahen in dem viralen Erfolg des Spiels einen Beleg für tiefe gesellschaftliche Spannungen. Andere verglichen die Story mit koreanischen Dramen über Verrat und Misstrauen. Auf Instiz und Theqoo wurde diskutiert, ob ein solches Spiel in Korea akzeptiert würde – die Mehrheit war sich einig, dass auch dort ein Shitstorm folgen würde.

Fandom, Memes und die Macht der Viralität

Das Fandom rund um das Spiel zeigt, wie Kontroversen Viralität befeuern können. Fans erstellten Walkthroughs, Cosplays und Parodievideos, während Kritiker Hashtag-Kampagnen und Online-Petitionen starteten. Die polarisierte Reaktion erinnert an Debatten um Serien wie „The Glory“ oder „Squid Game“, bei denen gesellschaftliche Ängste durch Popkultur verarbeitet werden. Für ausländische Fans bietet das Spiel einen Einblick in Chinas Gender-Politik, die Macht der Online-Mobilisierung und die Risiken, gesellschaftliche Tabus herauszufordern.

Was internationale Fans wissen sollten

Wer die chinesische Gaming-Kultur neu entdeckt, sollte eines wissen: Spiele sind mehr als Unterhaltung – sie sind Schlachtfelder gesellschaftlicher Werte. „Revenge on Gold Diggers“ zeigt, wie ein einziger Titel nationale Debatten auslösen, Tabus brechen und Karrieren gefährden kann. Um die Auswirkungen zu verstehen, muss man den Kontext kennen: den Anstieg von Liebesbetrug, den Wandel der Geschlechternormen und die Rolle der Zensur. Das Schicksal des Spiels ist noch offen, aber sein Einfluss auf die Diskussion über Gender und Gaming in China ist unübersehbar.

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