Südkorea vor historischer Präsidentschaftswahl: Politische Spannungen und gesellschaftliche Erwartungen

Apr 15, 2025
Politik
Südkorea vor historischer Präsidentschaftswahl: Politische Spannungen und gesellschaftliche Erwartungen

**Historischer Kontext der vorgezogenen Wahl**

Die Wahl am 3. Juni 2025 markiert eine Zäsur in Südkoreas Demokratiegeschichte. Ausgelöst durch die Amtsenthebung von Präsident Yoon Suk-yeol wegen verfassungswidriger Verhängung des Kriegsrechts im Dezember 2024, spiegelt sie die anhaltende politische Instabilität wider. Die Regierung unter Interimsführer Han Duck-soo setzte das Wahltermin gemäß Artikel 68 der Verfassung exakt 60 Tage nach der Amtsenthebung fest. Bemerkenswert ist die pragmatische Anpassung des nationalen Universitätsaufnahmetests (Su-neung) auf den 4. Juni, um Wahlbeeinträchtigungen zu vermeiden.

**Kandidaten und Parteienlandschaft**

Lee Jae-myung, Vorsitzender der oppositionellen Demokratischen Partei, gilt als Favorit. Sein Rücktritt als Parteichef am 9. April ebnete den Weg für seine Kandidatur. Auf Regierungsseite tritt Arbeitsminister Kim Moon-soo von der PPP an. Die Kandidatenregistrierung erfolgt vom 10.-11. Mai, gefolgt von einem 22-tägigen Wahlkampf ab 12. Mai. Die Polarisierung zwischen konservativen und progressiven Lagern verschärft sich, besonders in Debatten über Nordkorea-Politik und soziale Ungleichheit.

**Digitale Öffentlichkeit und Wahlkampfstrategien**

Soziale Medien spielen eine Schlüsselrolle: Auf Plattformen wie YouTube livestreamte Lee Jae-myung seine Parteisitzungen, während konservative Influencer auf FM Korea und DC Inside über angebliche Wahlmanipulationen spekulieren. Die junge Generation debattiert auf Instiz und Theqoo intensiv über Geschlechtergerechtigkeit, ein zentrales Thema nach dem Skandal um Yoons Kriegsrechtsverhängung.

**Kulturelle Auswirkungen der politischen Krise**

Die „Kerzenlicht-Revolution 2.0“ – Massenproteste gegen Yoons Politik – prägte das kollektive Gedächtnis. K-Pop-Stars wie BTS vermieden bisher politische Stellungnahmen, doch Fan-Communities auf Nate Pann organisieren nun Wahlaufklärungskampagnen. Traditionelle Confucius-verehrende Gruppen kritisieren unterdessen den „Verfall politischer Moral“ in PGR21-Foren.

**Community-Reaktionen und Meme-Kultur**

In der Netzkultur entstanden ironische Memes: Auf DC Inside vergleichen Nutzer die Wahl mit dem Survival-Spiel „Squid Game“, während auf FM Korea Wahlprognosen als „Esport-Wetten“ humorisiert werden. Theqoo-User analysieren minutiös Kandidaten-Fotos auf „Skandalhinweise“, was Medienethik-Experten kritisieren.

**Wahltechnische Neuerungen und Herausforderungen**

Erstmals kommen Blockchain-basierte Wahlcomputer zum Einsatz, was auf Daum-News hitzige Debatten über Techniksicherheit auslöste. Auslandskoreaner können bis 25. Mai per Post wählen, wobei in Shanghai 12.000 Registrierungen verzeichnet wurden. Die 510 Milliarden Won Wahlbudgets werden kontrovers diskutiert, besonders die Nutzung von Notfallreserven.

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